Es entstehen immer mehr individuelle Glaubensbekenntnisse zu einzelnen (meist nur den Haupt-)Inhalten des Glaubens. Sie zeigen die Vielfalt der Verständnismöglichkeiten der Person Jesu oder der Gottesvorstellungen.
Auf dieser Seite sammeln wir solche selbst formulierten Glaubensbekenntnisse. Sie können über die Kommentarfunktion ein eigenes Glaubensbekenntnis einstellen oder auf die Texte anderer antworten.
Reinhard Crämer: Mein Osterglaube.
(Niedergeschrieben nach einem real erlebten Ostergottesdienst 2014 im Fernsehen)
Die Art, wie die Kirche vollmundig über ein Leben nach dem Tod redet, halte ich für unverantwortlich.
Auferstehung ist ein geistig/geistliches Ereignis, kein metaphysisches Mirakel in Raum und Zeit (Rudolf Bultmann), also keine Durchbrechung von Naturgesetzen.
Die Gemeinde Jesu machte damals die Erfahrung eines Weges aus tiefster Dunkelheit der Trauer um ihren Hoffnungsträger in das Licht der Erkenntnis, dass die Gültigkeit der Botschaft Jesu, seiner Werte und gelebten Überzeugungen durch den grauenhaften Tod keinerlei Entwertung erfahren haben. Im Gegenteil: Sie wurden durch die Tatsache noch bekräftigt, dass er diesem Tod nicht auswich (Jesus hätte fliehen, hätte in den Untergrund gehen können). Jesus ist für die Wahrheit seiner Botschaft mit seinem Leben eingetreten. Ganz im Sinne der Pfingstpredigt des Petrus galt für die Gemeinde nach diesem Bewusstwerdungsprozess die frohe Botschaft: Der, den ihr ermordet habt, wirkt weiter, er ist und bleibt unser .“Kyrios“, unser Herr, an dem wir unser Leben orientieren wollen. Uns ist er in seinem Geist nahe (in alle Ewigkeit).
So verstehe ich die Osterbotschaft: Neues Leben, nach der tiefsten Erfahrung von Enttäuschung und Verzweiflung, ein Leben von neuer Qualität!
Für diesen Weg „aus Finsternis ins Licht“ drängt sich mir der Begriff Innerweltliche Transzendenz“ auf.
Was damit gemeint ist, lässt sich an Beispielen verdeutlichen:
– Etwa das Auftauchen aus tiefer Depression zu neuer Lebensfreude und Zuversicht,
– Genesung aus schwerer Krankheit. Sie kann als Osterereignis, als „Auferstehung“ gefeiert werden.
– Die Befreiung von schwerer Schuld durch Vergebung, die einen Neuanfang ermöglicht.
– Die Erfahrung, dass positiv bearbeitete Trauer zu der Erkenntnis führen kann: Es gibt ein Leben nach der Trauer.
– Selbst der Sicherheitswahn, der einzelne und ganze Gesellschaften in Gewaltexzesse treibt, kann der Einsicht weichen, dass gewaltfreie Lösung von Konflikten möglich (Jesus!) und für alle Beteiligten befriedigender ist. (Erinnert sei an Ghandi, ML King, Nelson Mandela)
– Die Befreiung aus kreatürlicher Angst und metaphysischen Ängsten, etwa aus der Angst vor dem Tod und allem spekulierten Danach.
Ermöglicht wird dieses Befreitwerden durch das Vertrauen auf den bedingungslos liebenden Gott, den Jesus „Vater“ nannte. Gemäß dem Motto: „Ist Gott für mich, so trete gleich alles wider mich, sooft ich ruf und bete, weicht alles hinter sich. Hab ich das Haupt zum Freunde und bin geliebt bei Gott, was kann mir tun der Feinde und Widersacher Rott?“
Zusammenfassend lässt sich sagen:
Charakteristisch für die Erfahrung von Ostern ist: Unmöglich Geglaubtes wird – ein Wundermöglich!
So verstehe ich „Auferstehung“ im Sinn eines im Hier und Jetzt möglichen Transzendierens, als eines Hinübergehens aus einem „alten“, bedrückenden Lebens in ein „neues“, von Hoffnung, Dankbarkeit und Mut zu Mitmenschlichkeit geprägtes Leben.
Darum feiere ich Ostern als das Fest des „Neuen Lebens“, eines Lebens von neuer Qualität.
Risiken und Nebenwirkungen des christlichen Glaubens
1. Nichts ist gleichgültig. Ich bin nicht gleichgültig.
2. Alles, was wir tun, hat unendliche Perspektiven, Folgen bis in die Ewigkeit; es hört nichts auf.
3. Es bleibt nichts vergessen. Es kommt alles noch einmal zur Sprache.
4. Wir kommen aus Licht und gehen in Licht.
5. Wir sind geliebter, als wir wissen.
6. Wir werden an unvernünftig hohen Maßstäben gemessen.
7. Wir sind auf einen Lauf nach vorne mitgenommen, der uns den Atem verschlägt; Sünde = nicht mitkommen; Bitte um Vergebung = deswegen nicht abgehängt werden.
8. Es geht nichts verloren.
9. Die Philosophen sprechen von der Suche nach Gott; aber das ist, wie wenn man von einer Suche der Maus nach der Katze spräche. Wir sind auf der Flucht — und es wird uns auf die Dauer nicht gelingen. Es wird uns zu unserem Glück nicht gelingen.
10. Wir sind nicht allein.
11. Wir sind nie allein.
12. Dieses Leben ist ungeheuer wichtig.
13. Die Welt ist herrlich – die Welt ist schrecklich.
14. Es kann mir nichts geschehen – Ich bin in größter Gefahr.
15. Es lohnt sich, zu leben.
Fazit: „Freundlicher Anblick erfreut das Herz, eine gute Botschaft labt das Gebein. (Spr. 15,30)“(Gollwitzer/Thoma)
Sich zu Jesus bekennen
Ich glaube
daß der Jude Jesus
Josephs Sohn aus Nazareth
in Wahrheit Gottes Ebenbild und Sohn
von seiner Mutter Maria geboren
und am achten Tag beschnitten
ein wahrer Mensch, mein Bruder,
von Gott mit seinem Geist gesalbt
die Königsherrschaft Gottes ausrief über mir.
Ich glaube daß ihn Gott gesandt hat
das Evangelium den Armen zu verkünden
und Befreiung den Gefangenen
und so auch mir, dem Menschen,
der von Natur aus Heide ohne Gott
und ohne Hoffnung lebte in der Welt,
den Loskauf aus der Knechtschaft
unter der Macht der Sünde,
des Todes und des Bösen,
nicht mit Geld oder guten Worten,
sondern dadurch, daß er diesen Mächten
widerstand bis auf sein Blut
im Leiden und im Sterben ohne Schuld,
auf daß ich zu ihm gehöre,
unter ihm im Reiche Gottes lebe,
ihm nachfolge und diene
an den Geringsten seiner Brüder
durch Taten der Gerechtigkeit
befreit von Schuld
und voller Hoffnung auf das Heil, das kommt,
wie er erweckt ist aus dem Tod und lebt
durch Gott der ewig über alles herrscht.
(Gerhard Bauer, 1983)
Dorothee Sölle: Ich glaube (nicht)….
Ich glaube wie sie das nennen nicht an gott
aber ihm verstehst du kann ichs schlecht abschlagen
ihm sieh ihn doch an im garten wenn ihm alle davon sind die freunde
ihm dem die angst vom gesicht läuft die spucke die sie ihm drauftun
ihm muß ich es glauben
Ihn kann ich nicht überlassen
der großen Verachtung von leben
dem gleichgeschalteten ablauf der jahrmillionen
dem gleichstumpfsinnigen Wechsel von arbeit erholung und arbeit
der kaum unterbrechbaren langeweile in autos in betten in läden
So ist es sagen sie mir was willst du
zögernd nicht ohne kritik
schließe ich mich der andern Vermutung an
die seine geschichte ist
so ist es nicht sagte er denn gott ist
und er stand ein für diese behauptung
Nachdenkend finde ich man kann
ihn nicht allein
für seine Vermutung
einstehen lassen
also glaube ich ihm
gott
Wie man einem das lachen glaubt
das weinen
oder das heiraten das neinsagen
so wirst du lernen
ihm das allen versprochene leben
zu glauben
Dorothee Sölle